Gesunde Welt der Gewürze

gesunde Gewürze
Sie sind das Tüpfelchen auf dem kulinarischen i, das berühmte Salz in der Suppe - das, was noch fehlt eben, um eine Speise zu ihrer Vollendung zu bringen. Gewürze dürfen in keiner gut sortierten Küche fehlen. Viele der weltweit beliebtesten Gerichte werden durch sie erst zu etwas ganz Besonderem und geben dem Ganzen erst den unverwechselbaren, geschmacklichen Charakter. Während das Wissen um die geschmacklichen Vorzüge und ?kulinarischen Einsatzgebiete? gerade der exotischen Küchenkräuter auch hierzulande seit Generationen bekannt und tradiert ist, ist es mit dem Wissen um die spezifischen Heilkräfte fremdländischer Gewürzpflanzen vergleichsweise nicht mehr weit her. Dabei geniessen einige der im Folgenden vorgestellten Scharfmacher schon seit Jahrhunderten in ihren Ursprungsländern hohe Bedeutung als Kulturpflanzen mit besonderen Heilkräften.


Traditionelle Heilkunst mit Gewürzen

Gewürze haben seit jeher immer eine Mehrfachfunktion für diejenigen, die sie genutzt haben - zu allen Zeiten und rund um den Globus reicht ihr Verwendungszweck vom Geschmacksstoff bis zur Medizin. Deshalb gehört beispielsweise Koriander (Coriandrum sativum) zu den ältesten Küchenkräutern der Welt, das seit Jahrtausenden vornehmlich in Indien, China und Ägypten als Heilpflanze geschätzt wird. Von seiner Heilkraft wurde bereits in Sanskrit-Schriften und im Alten Testament berichtet. Auch der antike Medizinpionier Hippokrates von Kos lobte Koriander als pflanzliches Medikament, seinem hohen Anteil an gesundheitsfördernden Phyto-Nährstoffen und ätherischen Ölen geschuldet. Als Allrounder wird das Kraut nicht nur bei Verdauungsbeschwerden, sondern auch zur Linderung chronischer Entzündungskrankheiten und Infektionen verwendet.

Weithin im Abseits von einer breiten öffentlichen Wahrnehmung verblieb die Ernennung des Kubeben-Pfeffers zur Heilpflanze des Jahres 2016 wegen seiner harndesinfizierenden und krampflösenden Wirkung. Bereits in der Antike wurde Kubeben-Pfeffer als Liebes förderndes Aphrodisiakum geschätzt, Hildegard von Bingen (1098-1179) beschrieb die Pfeffersorte als wirksames Mittel "für einen fröhlichen Geist, einen scharfsinnigen Verstand und für ein reines Wissen".

Kubeben PfefferUnd bereits 1500 Jahre vor ihr hatte der Philosoph Hippokrates den Grundstein über das Wissen um die Heilkraft von Kräutern in einer berühmten Abhandlung gelegt. In seinem umfangreichen Werk, beschrieb er 230 Kräuter, die zur Heilung unterschiedlicher Erkrankungen genutzt wurden. Bestimmte Gewürze könnten zudem zur Stärkung des Immunsystems beitragen.

Das Wirkungsspektrum ist dabei - symptomatisch für die Heilkräfte vieler Gewürze - sehr breit angelegt und dient zur

  1. Behandlung von Allergien und Entzündungen
  2. Besserung von Konzentrations- und Gedächtnisschwäche
  3. Förderung der Verdauung durch Gerb- und Scharfstoffe
  4. Linderung bei Kopfschmerzen
  5. Steigerung von Potenz und Erektion.

Dass in Gewürzen weit mehr steckt, als allgemein angenommen, ist auf seinen gesunden Power-Mix aus ätherischen Ölen, Bitter- und Gerbstoffen sowie Scharf- und Farbstoffen zurückzuführen:

  1. Farbstoffe wie Polyphenole bieten Zellschutz und können das Risiko für Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen reduzieren.
  2. Bitter-, Gerb- wie auch Scharfstoffe haben verdauungsfördernde, desinfizierende und entzündungshemmende Wirkung.
  3. Ätherische Öle wirken gegen Bakterien, Pilze und Viren.

Und dem nicht genug: Darüber hinaus verfügen die vor Gesundheit strotzenden Gewürze aus der Naturapotheke noch über hohe Mengen an Vitaminen und Mineralstoffen.

Über Herkunft und Historie der Scharfmacher

Das Wissen rund um die ausgeprägten Heilkräfte von Pfeffer und weiterer scharfer Gewürze wie insbesondere der Gelbwurzel (Curcuma) hat sich in besonderem Masse die indische und chinesische Heilkunst schon seit Jahrtausenden zu Nutze gemacht. Hier wurde die Knolle als heilig verehrt. So belegen alte indische Schriften, dass die Pflanze schon vor 5000 Jahren als Heilmittel verwendet wurde. Die Bedeutung des aktiven Wirkstoffs Kurkumin als entzündungshemmende Substanz war in der traditionellen indischen Ayurveda-Heilkunstlehre wohl bekannt. Sie wurde bei

  1. Kopf- und Zahnschmerzen
  2. Harnwegsinfektionen
  3. Blähungen und Völlegefühl
  4. Menstruationsbeschwerden
  5. Blutungen und Koliken.

mit Erfolg eingesetzt. 

Chili und Peperoni sind die scharfen Vertreter der Pflanzengattung Paprika (Capsicum) und gehören zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Bereits vor Jahrtausenden wurden Chilis nicht nur als Lebensmittel und Gewürz in Mittel- und Südamerika angebaut, sondern auch ihrer Heilkräfte wegen kultiviert und verwendet. Belegt ist, dass ein breites Wissen um die Heilkräfte schon unter den Maya-Kulturen kursierte. Auch heute noch lassen sich in Mexiko, Südbrasilien oder auch Bolivien die Urformen der mittlerweile hochgezüchteten Nachtschattengewächse wildwachsend finden. Allgemein wird Christoph Kolumbus das Verdient zugesprochen, Chili und Peperoni erstmals nach Europa gebracht zu haben.

Viele Jahrhunderte lang galt Pfeffer wie Salz als Luxusgut und wurde mit Gold aufgewogen. Wie Curcuma fand auch der Pfeffer seinen Platz in der traditionellen Ayurveda Medizin, wo es nicht nur als Hustenlöser und Schmerzmittel bei Halsschmerzen verwendet, sondern auch zur Regulierung der Verdauung und bei Herzproblemen eingesetzt wurde.

Chili. Capsaicin bringt das Blut in Wallung

Chili liegt seit einigen Jahren vor allem als schärfendes Gewürz gerade unter jüngeren Konsumenten voll im Trend. Dabei ist über ihre schmerzlindernde Wirkung weit weniger bekannt, die dem Inhaltsstoff Capsaicin zu verdanken ist. Capsaicin kann die schmerzleitenden Nervenbahnen innerhalb der Haut kurzfristig lahmlegen. Neben dem analgetischen Wirkungsspektrum werden Capsaicin auch durchblutungsfördernde Eigenschaften nachgesagt. Es eignet sich dadurch als Wärmepflaster oder auch als Einreibemittel bei Gelenkschmerzen und Verspannungenn.

Aber auch Chili-Wickel bei Muskelverkrampfungen haben sich bewährt: Sie verbessern die Durchblutung und betäuben den Schmerz. Die Muskeln werden warm, Verspannungen lösen sich. Dafür wird ein Tuch mit warmem Wasser angefeuchtet, Chili darauf gestreut und einige Minuten auf die betroffene Stelle gelegt.

Wie die exotischen Gewürze Gelbwurz und Ingwer lindert Chili auch Erkältungsbeschwerden, und kann zu einer nachhaltigen Stärkung des Immunsystems beitragen.

Und für alle, die eine Gewichtsreduktion anstreben, birgt Chili noch eine positive Überraschung: Der Scharfmacher eignet sich auch als Mittel zur Unterstützung der Fettverbrennung. Es regt nämlich die Wärmeproduktion des Körpers an. Um sich wieder auf Normaltemperatur zurück zu kühlen, beginnt der Körper zu schwitzen. Dabei verbraucht er einiges an Energie, womit auch Kalorien verbraucht werden.

Peperoni. Wahre Vitamin- und Mineralstoffbomben

Wie bei Chili und Pfeffer auch, ist für die Heilwirkung von Peperoni gleichsam der Wirkstoff Capsaicin verantwortlich, der in unterschiedlicher Konzentration in den Früchten der Pflanze enthalten ist. Der typische Geschmack der Peperoni wird durch ein ätherisches Öl erzeugt, die Früchte sind sehr reicht an Vitamin C. Ausserdem enthalten die Beeren

  1. Magnesium
  2. Calcium
  3. Kalium
  4. Carotine und 
  5. Flavonoide.

Neben ihrem hohen Vitamin- und Mineralstoffgehalt schätzten die Ureinwohner Amerikas ihre Heilkräfte, und behandelten damit vorwiegend Arthrose und Zahnschmerzen. In heutiger Zeit findet die Peperoni vor allem in der Form von Wärmepflastern Verwendung, zur Behandlung von Muskelschmerzen und in der Schmerztherapie rheumatischer Erkrankungen, bei Hexenschüssen, Neuralgien, Gürtelrosen und Migräne.

Peperoni enthält ausserdem den Pflanzenfarbstoff Apigenin, den auch Petersilie und Thymian enthalten. Er ist in der Lage, Verbindungen zwischen den Hirnzellen zu aktivieren und bei der Neuronenbildung zu helfen, wie Wissenschaftler an der Universität von Rio de Janeiro herausgefunden haben.

Letztlich mag die Kombination aus gesundheitsfördernden Bestandteilen und ihrer feurig-pikanten Note zur Popularität von Peperoni massgeblich beigetragen haben - und letztlich dafür verantwortlich gewesen sein, dass der Scharfmacher 2015 nach Karotten und Tomaten zum beliebtesten Gemüse in der Schweiz avanciert ist. 4,43 Kilo Peperoni wurden 2015 in der Schweiz pro Kopf konsumiert, etwas mehr noch als der allseits beliebte Eisbergsalat.

Pfeffer. Piperin, der Alleskönner

Piperin ist ein Alkaloid, das für die Schärfe von Pfeffer verantwortlich ist. Es kommt in schwarzem, weissem und langem Pfeffer in einer Menge von zwei bis vier Prozent vor. Schwarzer Pfeffer besitzt anti-oxidative und anti-mikrobielle sowie antibakterielle Eigenschaften. 

In Studien wurde darüber hinaus nachgewiesen, dass das Piperin im Pfeffer die Ausschüttung körpereigener Glückshormone anregt, und sogar die Fettverbrennung ankurbelt. Daher sind auch Piperin-Extrakte in zahlreichen Diätmitteln enthalten. Wie Ingwer, Koriander und Kurkuma auch, regt Pfeffer den Stoffwechsel an. 

Forscher unter der Leitung von Ui-Hyun Park an der Sejong Universität in Seoul haben herausgefunden, dass Piperin die Bildung neuer Fettzellen im Körper hemmt. Unter Einfluss des Pfeffer-Wirkstoffes bildete sich in ihrer Studie weniger Fett aus als ohne. Die Beobachtung der dabei aktiven Gene zeigte, dass Piperin die Aktivität jener Gene blockiert hatte, die für die Umwandlung von Fett-Vorläuferzellen in ihren Bestimmungszustand zuständig waren.

Rupert Schreiner, deutscher Stoffwechselexperte der Abteilung analytische Chemie am Labor Limbach konnte mit Kollegen nachweisen, dass Piperin die Bioverfügbarkeit von Epigallokatechingallat (EGCG) vervierfacht. Der Hauptbestandteil des grünen Tees kann damit dessen positive Wirkung im Körper deutlich besser entfalten. Eine Wirkverstärkung von dem im Curry enthaltenen Kurkumin durch Piperin ist hinreichend nachgewiesen. So steigert ein einprozentiger Piperin-Anteil die Bioverfügbarkeit des Kurkumins um 2000 Prozent.

Curry. Eine Gewürzmischung, die es in sich hat

Curry erhält seine charakteristische hellgelbe Farbe von Kurkuma, das traditionell auch unter der Bezeichnung indischer Safran kursiert. Das aus dem Rhizom der Gelbwurzel gemahlene Pulver bildet einen traditionellen und wesentlichen Bestandteil von Currypulver, basierend auf den Eigenschaften des Curcumins als Aromaträger. Curry-Mischungen wirken entzündungshemmend und lindern Gelenkschmerzen bei Rheuma. Zudem regt sie die Fettverdauung an und wirken Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen und Völlegefühl entgegen.

KurkumaDamit nicht genug: Studien haben erwiesen, dass das im Curry enthaltene Curcumin mit seinen entzündungshemmenden und antioxidanten Eigenschaften sogar das Potential dazu hat, Krebszellen zu schwächen und das Tumorwachstum wie die Ausbreitung einer Krebserkrankung zu verhindern - hier besonders Brust-, Lungen-, Magen-, Leber- und Darmtumore. Das geschieht durch ein Stören von Zellsignalen der Krebserkrankung.

Kurkumin regt Gene an, krebsfördernde Enzyme zu unterdrücken. Damit stört es die Versorgung der Krebszelle mit Blut. In aktuellen Studien versuchen Forscher auch eine weitere vermutete Eigenschaft nachzuweisen: Die Fähigkeit nämlich, Lymphom-Zellen abzutöten und zu verhindern, dass Krebs-Stammzellen nachwachsen und sich Metastasen bilden können.